Ein gutes Management des Einkaufs und der Lieferkette(n) ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Circular Economy. Kreislaufwirtschaftlich ausgerichtete Lieferantenbeziehungen können innovative Lösungen hervorbringen, die Produkte leichter recycelbar, wiederverwendbar oder reparierbar machen.
Auch externe Faktoren wie Gesetze, Vorschriften oder eine sich ändernde Nachfrage stellen Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Einkaufsstrategien anzupassen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten, denn die Anforderungen sind vielfältig: Es gilt, begrenzte fossile Ressourcen im Kreislauf zu halten, umweltfreundliche und recycelte Materialien zu verwenden und faire Arbeitsbedingungen zu fördern, um nur einige Aspekte zu nennen.
Durch zirkuläre Beschaffungsstrategien werden Materialien intensiver genutzt und länger im Kreislauf gehalten, indem man sie wiederverwendet und recycelt. Höhere Transparenz macht es zudem einfacher, Schwachstellen zu identifizieren und Chancen zu erkennen.
Machen Sie sich ein vollständiges Bild Ihrer Lieferkette und kommunizieren Sie offen mit Ihren Lieferanten und Abnehmern über alle Stufen, d.h. von der Rohstoffbeschaffung über den Warentransport bis hin zu den fertigen Produkten und Dienstleistungen. Verbraucher:innen und Investor:innen bevorzugen zunehmend Unternehmen, die transparent, sozial und ökologisch nachhaltig agieren, und auch der Gesetzgeber fordert dies mehr und mehr ein. Zum Beispiel weitet die EU-Richtlinie 2022/2464 die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen deutlich aus (CSRD). Eine Diversifizierung der Lieferkette schützt darüber hinaus vor einseitigen Abhängigkeiten.
Beispiel: Der Reinigungsgerätehersteller Kärcher hat Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen für die Lieferkette formuliert und setzt auf nachhaltiges Lieferantenmanagement. Definierte Standards für den Umgang mit Mensch und Umwelt werden auf Basis eines “Code of Conduct” kontinuierlich überprüft. Mehr dazu unter kaercher.com.
Vermeiden Sie den Einsatz von Primärressourcen, insbesondere von solchen mit hohem Versorgungrisiko wie Öl, Gas oder Metalle. Eine Kritikalitätsanalyse ermöglicht es Ihnen, die wichtigsten und anfälligsten Rohstoffe in Ihrer Lieferkette zu identifizieren, indem Sie die Relevanz und das Ausfallrisiko eines jeden Rohstoffs bewerten.
Heutzutage gibt es viele Online-Plattformen und -Marktplätze, die den Kauf und Verkauf von recycelten Materialien erleichtern. Es ist nicht nur möglich, neue Materialien mit recycelten zu substituieren, sondern auch kritische Rohstoffe durch andere nachhaltige Rohstoffe zu ersetzen.
Beispiel: cirplus, der weltweite Spezialist für den Handel mit recycelten Kunststoffen, schließt die Lücke zwischen Käufern und Verkäufern von Kunststoffabfällen und Rezyklaten auf eine einfache, kostengünstige und transparente Weise. Mehr dazu unter cirplus.de.
Die Abhängigkeit von beschaffungskritischen Ressourcen können Sie verringern, indem Sie aktiv daran arbeiten, Ressourcen zurückzuholen und wiederzuverwenden, zum Beispiel durch Kooperationen mit der nachgelagerten Lieferkette. Stellen Sie dafür sicher, dass Ihr Produkt leicht in seine Bestandteile zerlegt werden kann, beispielsweise durch einen modularen Aufbau.
Beispiel: ROCKWOOL hat den „Rockcycle®-Service“ für gewerbliche Abfälle eingeführt, bei dem Handwerker saubere und von Rockwool produzierte Steinwolle in bereitgestellten Big Bags sammeln und zurückgeben können. ROCKWOOL arbeitet die Steinwolle auf und verwertet sie wieder, wodurch es nicht nur viel Energie einspart, sondern auch unabhängiger von Primärressourcen wird. Mehr dazu im Praxisbeispiel ROCKWOOL.
Verkürzen Sie Ihre Lieferkette durch Partnerschaften mit regionalen Lieferanten. Dies senkt nicht nur die Transportkosten. Mit starken Lieferantenbeziehungen erhöhen Sie auch die Versorgungssicherheit. Zudem tragen Sie mit einer kürzeren Transportwegen dazu bei, Klimaemissionen und weitere negative Umweltauswirkungen zu verringern.
Beispiel: Der Küchenmöbelhersteller nobilia setzt auf Lieferanten aus der regionalen Holzwirtschaft. Das Unternehmen aus dem ostwestfälischen Verl kann durch die kürzeren Transportwege seine CO2-Emissionen deutlich reduzieren und hat in Krisenzeiten verlässliche Partner. Mehr dazu unter nobilia.de.
Vermeiden Sie umweltschädliche, oder potenziell gesundheitsgefährdende Rohstoffe in Ihren Produkten wie z.B. einige Weichmacher, die Kunststoffen zugesetzt werden. Entscheiden Sie sich stattdessen für sichere und nachhaltigere Alternativen.
Zeigen Sie durch Nachhaltigkeitsberichte oder Zertifikate die Umweltverträglichkeit und CO2-Bilanz Ihrer Materialien. Dadurch tragen Sie dazu bei, Ihr Image als nachhaltiges Unternehmen zu stärken und die Treue Ihrer Kunden zu fördern.
Beispiel: SAPOR GmbH produziert Trockenseifenspender, die mit umweltfreundlichem Festseife bestückt werden. Diese Seife hat eine Zertifizierung nach dem Natural Cosmetic Standard (NCS), kommt ohne Duft-, Parfüm- und Konservierungsstoffe aus und ist vollständig biologisch abbaubar. Mehr dazu unter sapor.de.
Tragen Sie zum Schutz der Menschenrechte und der Umwelt bei, indem Sie Ressourcen meiden, die sozial und ökologisch bedenklich sind. Haken Sie nach, ob bei der Ressourcengewinnung und -verarbeitung Mindeststandards für Lohn- und Arbeitsbedingungen eingehalten werden und benennen Sie einen Verantwortlichen in Ihrem Unternehmen. Durch diese Maßnahmen erfüllen Sie nicht nur die Vorschriften des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) und in der Corporate Sustainability Report Directive (CSRD). Sie signalisieren damit auch Ihren Kunden, dass Sie fair produzieren.
Beispiel: Das deutsche Unternehmen VAUDE engagiert sich für Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen und ist Mitglied in der „Fair Wear Foundation“. Die Organisation kontrolliert die Arbeitsbedingungen in VAUDEs Produktionsstätten. Mehr dazu unter nachhaltigkeitsbericht.vaude.com.
Leitfaden Nachhaltige Beschaffung. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und das Berliner Jaro-Institut engagieren sich für Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Sie bieten einen Leitfaden an, der Einkaufsverantwortliche bei ihren Herausforderungen unterstützt.
Europäisches Gesetz zu kritischen Rohstoffen. Der Gesetzesvorschlag enthält eine Liste kritischer Rohstoffe und eine Liste strategischer Rohstoffe, die für Technologien für den grünen und digitalen Wandel entscheidend sind.
Lieferkettengesetz (LkSG). Auf dieser Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales finden Sie eine Online-Handreichung zum LkSG.
Autorinnen: Ivonne Caballero-Echeverria, Beatrice Beitz