CEresearchNRW: Der EU Circular Economy Action Plan – Zirkuläre Verpackungen

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Julian Mast


CEresearchNRW:
Der EU Circular Economy Action Plan - Lebensmittel, Wasser und Nährstoffe?

Am 02.06.2022 fand das siebte Web-Seminar der Veranstaltungsreihe unseres Forschungsnetzwerks
CEresearchNRW zum EU Circular Economy Action Plan statt. Nachdem es in der letzten Veranstaltung um „Kunststoffe“ ging, drehte sich diesmal alles um nachhaltige und zirkuläre Verpackungen. Auf die Teilnehmenden warteten Vorträge von Dr. Katharina Eissing, CEO der Digimind GmbH, zum Thema
„Zirkuläres Design für Verpackungen dank künstlicher Intelligenz“ sowie von Manuel Grundmann, Projektmitarbeiter der Hochschule Ruhr West im Prosperkolleg, zum Thema „Systematische Nachhaltigkeitsbewertung von Lebensmittelverpackungen“.

Im ersten Vortrag stellte Katharina Eissing die digitale Plattform der Digimind GmbH für nachhaltiges und zirkuläres Design vor. Das Ziel von Digimind ist es, der Industrie ein leicht zu bedienendes Tool und Wissen anzubieten, um das Design von Verpackungen zirkulärer und nachhaltiger zu gestalten. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ermöglicht die Cloud-Plattform der Verpackungsindustrie, den immer weiter steigenden Herausforderungen an das Verpackungsdesign gerecht zu werden.

Dabei gebe es verschiedene Faktoren, die die Verpackungsindustrie derzeit antreiben: den Druck von außen durch Regulation, beispielsweise der EU, die enorme Weiterentwicklung von Technologien, wie etwa der KI, die hohe Nachfrage von Konsument:innen nach Nachhaltigkeit, insbesondere in Bezug auf Verpackungen sowie den eigenen Anspruch von Unternehmen, selbst nachhaltiger zu agieren. Auch der Entwurf der „European Sustainability Reporting Standards“ der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) demonstriert, dass beim Thema Verpackungen von Anfang an das Design mitgedacht werden muss. Die Schwierigkeit hierbei: alle beteiligten Stakeholder müssen zusammengebracht werden; wie etwa der Einkauf, das Marketing, Ingenieur:innen und Designer:innen. Für Unternehmen stellt sich dabei oft die Frage, wo und wie die Reise zum zirkulären Produktportfolio definiert und gestartet werden kann. Dabei möchte Digimind unterstützen.

Hierbei müsse auch mit typischen Mythen aufgeräumt werden: In der öffentlichen Wahrnehmung würde Glas häufig als „gut“ dargestellt, Plastik dagegen als „böse“. Dabei könne ein höherer Recycling-Anteil von Plastikflaschen dabei helfen, den CO2-Ausstoß zu verringern, da weniger Primärressourcen benötigt würden und die Herstellung umweltfreundlicher sei – unter Umständen wird sogar weniger CO2 ausgestoßen als bei der Produktion neuer Glasflaschen. Circular Economy ist also in jedem Falle ein Mehrwert und „the way to go“.

So sind auch für Digimind die Schlagworte „Reuse, Reduce, Recycle“ wegweisend. Durch eine Optimierung des Verpackungsdesigns mithilfe intelligenter Software kann beispielsweise das Gewicht so weit verringert werden, dass CO2-Reduktionen erreicht werden, die im Falle eines Kundenbeispiels umgerechnet 14.760 Flügen von Paris nach New York und zurück entsprechen. Im entwickelten Design Advisor, einer Software für das Design von Verpackungen, können Unternehmen live simulieren und nachvollziehen, wo Material eingespart oder anderes Material eingesetzt werden kann. Dies unterstützt auch die notwendige Zusammenarbeit der genannten Stakeholder. Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Digimind.

Im zweiten Vortrag stellte Manuel Grundmann vom Proskerkolleg-Projekt die Entstehung eines Bewertungstools für Lebensmittelverpackungen vor. Diese sogenannte Bewertungsmatrix entstand in Zusammenarbeit zwischen der Effizienzagentur und der Hochschule Ruhr West im Rahmen des Projekts Prosperkolleg. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Lebensmittel- bzw. Verpackungsbranche entwickelt und in mehreren Unternehmen erprobt. Die Ausgangslage der Lebensmittelindustrie ist dabei komplex: Produkte haben unterschiedliche Anforderungen wie etwa an Haltbarkeiten, wobei insbesondere leicht verderbliche Produkte wie etwa Fleisch oder Milchprodukte, die Transportwege heil überstehen müssen. Um dies sicherzustellen gibt es unterschiedliche Gebinde und Arten von Verpackungen, sodass sich Entscheidungen für „die richtige“ Verpackungen oft schwer gestalten. Vor allem bei der Einführung von alternativen Verpackungen, wie etwa Papiertüten statt Plastikschalen, fragen sich Unternehmen unter anderem: Lohnt sich der Aufwand einer Umstellung aus finanzieller Sicht? Ist das praktikabel? Ist die alternative Verpackung nachhaltiger als unsere bisherige Lösung?

In Diskussionen darüber treffen oftmals verschiedene Expertisen und Interessen aufeinander. Das Prosperkolleg hat deshalb den Wunsch der Branche aufgegriffen und mit der Bewertungsmatrix eine Systematik entwickelt, um Gespräche und Diskussionen dieser Art zu strukturieren. Die Grundlage bildete eine Fachworkshopreihe, in der Unternehmen aus der Branche das Thema „Lebensmittelverpackungen“ diskutieren und ihre Bedarfe und Anforderungen formulierten. Daraus ergab sich der Wunsch bzw. das Ziel, die Bewertungsmatrix zu entwickeln. Zunächst wurde ein Prototyp der Bewertungsmatrix entwickelt, der in Gesprächen mit den beteiligten Unternehmen weiter ausgearbeitet und erprobt wurde, bis letztlich die Bewertungsmatrix als Excel-Tool fertiggestellt wurde. Dieses ermöglicht einen strukturierten Vergleich anhand von 32 Indikatoren in fünf Gruppen: Produktschutz, Zirkularität, Umwelt, Anlagenauslastung sowie
Kommunikation. Die entwickelte Bewertungsmatrix wurde anschließend von Unternehmen erprobt und durch Interviews mit diesen evaluiert. Demnach kann die Bewertungsmatrix eine Betrachtung der Nachhaltigkeit von Lebensmittelverpackungen ermöglichen bzw. vereinfachen. Dabei stellt sie vor allem einen Leitfaden zur strukturierten Kommunikation und Moderation von Entwicklungsprozessen dar. Deshalb empfiehlt sich, das Tool und dessen Anwendung in einem persönlichen Gespräch kennenzulernen. Bei Interesse an der Bewertungsmatrix können Sie sich an Stefan Alscher (sal@efanrw.de) von der Effizienz-Agentur NRW wenden.

In unserer Publikation Nachhaltige Lebensmittelverpackungen. Eine Bewertungsmatrix zum systematischen Nachhaltigkeitsvergleich können Sie mehr zur Bewertungsmatrix für Lebensmittelverpackungen nachlesen.

Wir bedanken uns für Ihr Interesse an dieser Veranstaltung und setzen unsere CEAP-Reihe am 07.07.2022 mit dem Thema „Lebensmittel, Wasser & Nährstoffe“ fort. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Bis dahin bleiben Sie gesund, Ihr Prosperkolleg-Team