Forschungsnetzwerk: Risiken und Treiber der Zirkulären Wertschöpfung in Zeiten von Corona

Andreas Bracht vom Prosperkolleg Team.

von Andreas Bracht

Wie kann die Forschung einen positiven kurz-, mittel- und langfristigen Beitrag in der aktuellen Situation leisten?
Gut 50 Forscher*innen aus NRW diskutieren Risiken und Treiber der Zirkulären Wertschöpfung in Zeiten von Corona

 

Am 14.05 startete das Virtuelle Forschungsnetzwerk Zirkuläre Wertschöpfung NRW mit seinem ersten Webinar einer von nun an immer am 1. Donnerstag eines Monats stattfindenden Reihe zu verschiedenen Aspekten zirkulären Wirtschaftens. Aus aktuellem Anlass war das Thema des ersten Webinars „Forschung zur Zirkulären Wertschöpfung in Zeiten von Corona – Erfahrungsaustausch und gemeinsamer Ausblick“.

Kurz nach 15:00 Uhr begrüßte Paul Szabo-Müller (HRW, Leiter Qualifizierungsbedarfe Prosperkolleg) alle Teilnehmer*innen und berichtete über die Entwicklung im Prosperkolleg seit dem Forschungsworkshop im März. Das Feedback damals bestärkte das Team darin eine monatliche Webinar-Reihe ins Leben zu rufen, um in kürzeren Workshops ausgewählte Themen aufzuarbeiten und zu diskutieren.

Also los … Projektleiterin Svenja Grauel gab mit teils kontroversen Statements einen Einblick in die Sichtweise von Ökonom*innen, Politiker*innen, Forscher*innen und der Gesellschaft über die potentiellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft und vorgeschlagene Lösungsansätze relevanter Akteure. Es wurde schnell deutlich, dass es zu diesem Thema unterschiedlichste Meinungen gibt und verschiedene Wege und Maßnahmen gefordert werden. Mit der Frage, ob Zirkuläre Wertschöpfung einen umfänglichen Lösungsansatz darstellen kann, übergibt Grauel das Wort an die Referenten des Wuppertal Instituts.

Danach gingen Dr. Henning Wilts und Dr. Holger Berg (beide Wuppertal Institut) in ihrem Vortrag „Die globale Corona-Pandemie – Risiken und Treiber der Zirkularität“ auf kurzfristige sowie mittel- und langfristige Herausforderungen der momentanen Situation ein. Nachdem es im ersten Moment darum ging das Gesundheitswesen zu stärken und die Pandemie einzudämmen, ist es im nächsten Schritt wichtig die Wirtschaft zu stabilisieren. Auswirkungen der Pandemie machten sich in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen bemerkbar: So gab es einen hohen Anstieg an medizinischen Abfällen, eine starke Zunahme im Verpackungsmüll, dagegen einen Gesamtrückgang der festen Siedlungsabfälle aufgrund der Wirtschaftskrise und einen drastischen Ölpreis-Crash. Unter dem billigen Ölpreis leide besonders die Altkunststoffindustrie, die es schwer hat sich gegen den billigen Neupreis durchzusetzen. Zudem wird die steigende globale Materialgewinnung aufgezeigt. Ein Teil der Primärrohstoffe und Primärmaterialien wird bereits durch Sekundärrohstoffe substituiert, jedoch ist die prozentuale Materialeinsatzrate eher gering.
 Man geht davon aus, dass die Corona Pandemie einen Digitalisierungsschub auslöst. Dies gehe aber nicht zwangsweise mit einem Vorteil für die Circular Economy einher. Nun gehe es erstmal die Zirkularität medizinischer Produkte zu erhöhen, die Altkunststoff-Industrie zu stärken und Konjunkturpakete klug zu gestalten und somit dem digitalen zirkulären Wirtschaften den Weg zu ebnen. Mit der Frage, welche konkreten umsetzbaren Maßnahmen die Akteure der Zirkulären Wertschöpfung der Politik empfehlen können, läutet Wilts die Diskussionsrunde ein. Denn eine Abwrackprämie 2.0 gelte es zu vermeiden.

Nach bunt gemischten Fragen zum Vortrag wie zum Beispiel nach dem Ländervergleich Deutschland – Niederlande, der Trennung des Verpackungsmülls, der Beschaffenheit der Recyclingbranche oder CO2-Zertifikaten leiteten Grauel und Szabo-Müller eine weitere Diskussionsrunde ein. Hier wurde über Chancen und Risiken sowie Empfehlungen mit unterschiedlichem Zeithorizont gesprochen. Hervorgehoben wurde der Ausbau erneuerbarer Energien, um gestärkt aus der Krise zu gehen. Kritisch wurde der Anstieg von Verpackungsmüll aufgrund von Hygiene-Bestimmungen wahrgenommen.

Abschließend sagte Friederike von Unruh (HRW, Leiterin Forschungsnetzwerk Prosperkolleg) einige Worte zum „Virtuellen Forschungsnetzwerk Zirkuläre Wertschöpfung NRW“ und stellte das Programm Mattermost als Kommunikationstool im Forschungsnetzwerk vor. Mattermost ist ein Open Source Messaging-Dienst, der auf einem Server der Hochschule Ruhr West installiert ist. Ziel ist es, dass alle Netzwerkparter*innen die Plattform für Diskussionen, Austausch und Bekanntmachungen nutzen.

Vielen Dank für diesen tollen Auftakt, wir freuen uns auf spannende Vorträge und gute Diskussionen beim nächsten Webinar am 4. Juni 2020! Dann zum Thema: „Zahlt sich Zirkuläre Wertschöpfung aus? Eine betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Betrachtung“

Bis dahin wünschen wir Ihnen alles Gute!

Im Namen des Prosperkollegs,

Friederike von Unruh